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2025-06-03

Abstinenzauflagen in der Verkehrsmedizin: Herausforderungen für die betroffenen Personen

1. Einleitung

Abstinenzauflagen in der Verkehrsmedizin sind entscheidend für die Aufrechterhaltung der Fahreignung und bieten betroffenen Fahrern und Fahrerinnen wertvolle Unterstützung auf dem Weg zur Rehabilitation. Diese Regelungen fördern die Verkehrssicherheit, indem sie sicherstellen, dass Fahrer oder Fahrerinnen, die aufgrund von Alkohol- und/oder Drogenmissbrauch auffällig geworden sind, abstinent bleiben. Die Umsetzung bringt jedoch Herausforderungen mit sich, darunter psychologische Belastungen und soziale Isolation. In diesem Blog werden diese Herausforderungen thematisiert.

Vielfältige Beratungs- und Nachsorgeangebote sind unerlässlich, um die Herausforderungen und damit die individuelle Rehabilitation zu unterstützen und langfristige Abstinenz zu gewährleisten.

2. Hintergrund zu Abstinenzauflagen

Abstinenzauflagen werden in der Regel von den zuständigen Strassenverkehrsämtern angeordnet. Diese Entscheidung basiert in vielen Fällen auf den Ergebnissen verkehrsmedizinischer Abklärungen der Stufe 4 und dem festgestellten Alkohol- oder Drogenkonsum.

Die Dauer des Nachweises der Abstinenz kann variieren, in der Regel wird jedoch ein Zeitraum von mindestens 6 bis 12 Monaten gefordert. Dies hängt von den individuellen Umständen und der Schwere des Alkohol- oder Drogenkonsums ab. Bei einem verkehrsrelevanten Alkohol- und Drogenmissbrauch sehen die Richtlinien eine Auflagendauer bis zu 2 Jahren vor. Bei vorhandener Sucht sehen die Richtlinien eine Auflagendauer bis zu 3 Jahren vor.

3. Zielgruppen und Anwendungsbereiche

Die Abstinenzauflagen richten sich an verschiedene Zielgruppen, insbesondere an Fahrer und Fahrerinnen mit Alkohol- und/oder Drogenverstössen. Diese Regelungen betreffen vor allem Personen, die aufgrund von Drogenmissbrauchs oder -abhängigkeit im Strassenverkehr oder auch im privaten Umfeld auffällig geworden sind. 

Die Zielgruppen umfassen sowohl neue Fahrer als auch erfahrene Lenker, die aufgrund ihrer Vergangenheit in Konflikt mit dem Gesetz geraten sind. Die Auflagen bieten diesen Personen die Möglichkeit, ihre Fahreignung unter Beweis zu stellen und gleichzeitig an ihrer persönlichen Entwicklung zu arbeiten. Durch gezielte Unterstützung und Überwachung wird angestrebt, dass diese Personen ihre Probleme bewältigen und langfristig keine Gefahr für den Strassenverkehr darstellen.

Ein wesentlicher Vorteil von Abstinenzauflagen liegt also in der signifikanten Erhöhung der Verkehrssicherheit. Durch die Verpflichtung zur Abstinenz wird sichergestellt, dass Fahrer oder Fahrerinnen, die zuvor aufgrund von Alkohol- und/oder Drogenmissbrauch auffällig geworden sind, nicht unter dem Einfluss solcher Substanzen am Strassenverkehr teilnehmen. Dies reduziert das Risiko von Unfällen und trägt dazu bei, gefährliche Situationen im Verkehr zu vermeiden. Die Überwachung durch regelmässige Kontrollen stellt sicher, dass die betroffenen Personen tatsächlich abstinent bleiben, was wiederum das Vertrauen in ihre Fahreignung stärkt.

4. Herausforderungen bei der Umsetzung für die betroffenen Personen

Die Umsetzung von Abstinenzauflagen bringt verschiedene Herausforderungen mit sich. Insbesondere die Einhaltung der Auflagen kann für viele Fahrer oder Fahrerinnen eine grosse Hürde darstellen. Diese Schwierigkeiten sind nicht nur praktischer Natur, sondern betreffen auch emotionale und soziale Aspekte, die für den Erfolg der Abstinenz entscheidend sind.

Psychologische Belastungen

Eine der grössten Herausforderungen für Fahrer und Fahrerinnen, die mit Abstinenzauflagen konfrontiert sind, ist die psychologische Belastung, die mit der Überwachung ihrer Abstinenz verbunden ist. Viele Betroffene fühlen sich unter Druck gesetzt, da sie wissen, dass ihre Fahreignung und damit ihre Mobilität von ihrem Verhalten abhängt. Diese Überwachung kann zu Stress und Angst führen, was in einigen Fällen sogar einen Rückfall begünstigen kann. Die Angst vor dem Verlust des Führerausweises oder vor negativen Konsequenzen bei Nichterfüllung der Auflagen kann zu einem Teufelskreis führen, der es den Betroffenen erschwert, sich auf ihre Rehabilitation zu konzentrieren.

Soziale Isolation

Ein weiterer Aspekt, der oft übersehen wird, ist die soziale Isolation, die durch die Abstinenzauflagen entstehen kann. Viele Fahrer oder Fahrerinnen haben möglicherweise ein soziales Umfeld, das nicht vollständig hinter ihrer Entscheidung steht, abstinent zu leben. Dies kann zu Spannungen in Beziehungen führen und das Gefühl der Isolation verstärken. Wenn Freunde oder Familie nicht verstehen oder unterstützen, dass der Betroffene sich in einer Phase der Rehabilitation befindet, kann dies den Druck erhöhen und den Prozess erschweren. Die Unterstützung durch das soziale Umfeld ist jedoch entscheidend für den Erfolg einer Abstinenz

Finanzielle Belastungen

Die finanziellen Aspekte können ebenfalls eine grosse Herausforderung darstellen. Abstinenzauflagen erfordern oft regelmässige Tests und Kontrollen, die mit Kosten verbunden sind. Für einige Betroffene können diese Ausgaben eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen, insbesondere wenn sie aufgrund ihrer Situation bereits in einer prekären Lage sind. Die Sorge um finanzielle Engpässe kann zusätzlich zu den psychologischen und sozialen Belastungen kommen und die Motivation zur Einhaltung der Auflagen beeinträchtigen.

Rechtsunsicherheiten

Darüber hinaus gibt es oft rechtliche Unsicherheiten bezüglich der Abstinenzauflagen selbst. Einige Fahrer oder Fahrerinnen sind möglicherweise nicht ausreichend über ihre Rechte und Pflichten informiert oder haben Schwierigkeiten, die komplexen rechtlichen Rahmenbedingungen zu verstehen. Diese Unsicherheiten können dazu führen, dass sie sich nicht sicher fühlen in Bezug auf ihre Entscheidungen und Handlungen während des gesamten Prozesses. Eine klare Kommunikation seitens der Behörden ist hier unerlässlich, um Missverständnisse zu vermeiden und ein transparentes Verfahren zu gewährleisten. Die betroffenen Personen sind aber auch selbstverantwortlich und sind angehalten, Verständnisprobleme zu klären.

5. Fazit

Die Auseinandersetzung mit Abstinenzauflagen in der Verkehrsmedizin ist nicht nur eine Frage der gesetzlichen Regelungen, sondern auch ein bedeutender Schritt in Richtung persönlicher Entwicklung und gesellschaftlicher Verantwortung. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Abstinenzauflagen ein effektives Mittel zur Aufrechterhaltung der Fahreignung darstellen. Sie sind nicht nur entscheidend für die Sicherheit im Strassenverkehr, sondern auch für die persönliche Entwicklung der betroffenen Fahrer und Fahrerinnen in der Schweiz. 

Durch die gezielte Überwachung und Unterstützung wird gewährleistet, dass Fahrer und Fahrerinnen, die aufgrund von Alkohol- und/oder Drogenmissbrauch in den Fokus geraten sind, die Möglichkeit erhalten, ihre Fahreignung zu beweisen. Die Vorteile dieser Regelungen sind vielfältig: Sie fördern nicht nur die Sicherheit im Strassenverkehr durch die Reduzierung potenzieller Gefahrenquellen, sondern bieten auch eine strukturierte Plattform zur Rehabilitation.

Referenzen

Website

https://strassenverkehrsamt.tg.ch/public/upload/assets/89078/Merkblatt%20Fuehrerausweis%20und%20Suchtmittel.pdf?fp=2

https://sgrm.ch/inhalte/Verkehrsmedizin/dVM_Konsensus__Abstinenzkontrolle_Sept2013_ront.pdf

https://www.bfu.ch/de/services/rechtsfragen/fahren-unter-betaeubungsmitteleinfluss

https://www.h-och.ch/rechtsmedizin/leistungsangebot/abstinenzkontrolle-verlaufskontrolle-nach-einer-fahreignungsabklaerung-im-rahmen-der-stufe-4/

https://sgrm.ch/inhalte/Verkehrsmedizin/Merkblatt_THC-UP_SGRM_25.1.2014-d.pdf

YouTube

https://www.youtube.com/watch?v=xMyEO5igsNQ

Ein kurzer und informativer Beitrag im SRF zur Haaranalyse, die als Abstinenznachweis dient.

Roediger - 11:37:12 @ Alkohol und Sucht


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