Verkehrsmedizin Thurgau         
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2025-01-14

Herausforderungen und Risiken der Online-Verschreibung von medizinischem Cannabis aus Sicht der Verkehrsmedizin

1. Einleitung

Mit dem zunehmenden Einsatz von digitalen Gesundheitsplattformen und Telematikdiensten bietet sich auch für die Verschreibung von medizinischem Cannabis ein neues Betätigungsfeld. Der Komfort und die einfache Zugänglichkeit solcher Online-Plattformen haben Vorteile, doch sie bergen auch ernste Risiken, insbesondere wenn Rezepte für medizinisches Cannabis ohne eine persönliche Konsultation ausgestellt werden können.

2. Funktionsweise von Online-Plattformen

Einige Online-Plattformen ermöglichen es Nutzern, Symptome wie Schlafstörungen oder Depressionen anzugeben, um daraufhin ein Rezept für medizinisches Cannabis zu erhalten. Diese Plattformen nutzen häufig standardisierte Fragebögen und Algorithmen, um die Notwendigkeit einer Cannabis-Verschreibung zu ermitteln. Im Extremfall erfolgt die Rezeptausstellung rein digital, ohne dass der Patient oder die Patientin jemals einen Arzt oder eine Ärztin persönlich zu Gesicht bekommt. Ein ärztliches Gespräch sollte daher immer Voraussetzung für eine Verschreibung sein. In der Schweiz wird Cannabis in der Regel über eine Online-Sprechstunde mit einem Mediziner oder einer Medizinerin verschrieben.

3. Risiken der Online-Verschreibung

Fehlende persönliche Untersuchung

Eine gründliche medizinische Untersuchung ist unerlässlich, um die genaue Ursache von Symptomen festzustellen und eine angemessene Therapie zu wählen. Die ausschliesslich digitale Befragung ohne physische Untersuchung kann zu Fehldiagnosen führen. Wichtige körperliche Indikatoren und potenzielle Kontraindikationen können unentdeckt bleiben.

Missbrauchspotenzial

Die einfache Zugänglichkeit zu Cannabisrezepten erhöht das Risiko des Missbrauchs. Personen könnten Symptome übertreiben oder sogar fälschen, um Zugang zu Cannabis zu erhalten. Dies widerspricht den gesetzlichen Vorgaben, die sicherstellen sollen, dass medizinisches Cannabis nur an Personen verschrieben wird, die es tatsächlich benötigen und für die herkömmliche Behandlungsmethoden nicht ausreichen. Diese Gefahr ist allerdings in einer medizinischen Konsultation allgemein vorhanden, auch bei einer face-to-face Anamnese.

Langzeitbetreuung gewährleisten

Eine adäquate Langzeitbetreuung und Nachsorge durch einen Arzt oder eine Ärztin sind entscheidend, um die Wirksamkeit und Sicherheit einer Cannabistherapie zu gewährleisten. Diese Nachsorge sollte auch in den Online-Angeboten implementiert sein. Ohne regelmässige, persönliche Konsultationen kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen oder einem fehlenden therapeutischen Erfolg kommen, ohne dass rechtzeitig eingegriffen werden kann. Aus diesem Grund bieten Online-Anbieter in der Regel in der Schweiz diese Nachsorge als Teil der Theraphie an.

4. Empfehlungen für eine sichere und verantwortungsvolle Verschreibungspraxis

Um die Risiken zu minimieren und die Patientensicherheit zu gewährleisten, sollten bestimmte Massnahmen ergriffen werden:

Hybride Modelle
Eine Kombination aus digitalen Konsultationen und persönlichen Arztbesuchen könnte eine Lösung sein, um sowohl den Komfort der Online-Dienste als auch die Gründlichkeit von persönlichen Untersuchungen zu gewährleisten.

Kontinuierliche Fortbildung:
Ärzte und àrztinnen, die über Online-Plattformen arbeiten, sollten regelmässige Schulungen im Bereich der Telemedizin und der Besonderheiten der Cannabistherapie erhalten.

Sorgfältige Dokumentation: 
Jede digitale Konsultation und die darauf basierende Rezeptausstellung müssen sorgfältig dokumentiert werden, um die Transparenz und Nachverfolgbarkeit zu gewährleisten.

5. Fazit aus Sicht der Verkehrsmedizin Thurgau - Verkehrsmedizinisches Zentrum

Während Online-Plattformen das Potenzial haben, den Zugang zu medizinischem Cannabis zu erleichtern, müssen sie mit grosser Sorgfalt und unter Berücksichtigung der Patientensicherheit betrieben werden. Eine verantwortungsvolle und ethisch korrekte Verschreibungspraxis ist unerlässlich, um sowohl den therapeutischen Nutzen von Cannabis zu maximieren als auch Missbrauch und Fehlgebrauch zu verhindern. Für die Schweiz wie auch für andere Länder gilt es, die rechtlichen Rahmenbedingungen kontinuierlich zu überprüfen und anzupassen, um die bestmögliche Versorgung der Patienten und Patientinnen zu gewährleisten.

Referenzen

Website/wissenschaftliche Artikel

https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/medizin-und-forschung/heilmittel/med-anwend-cannabis.html#-976416597

https://www.dgvp-verkehrspsychologie.de/wp-content/uploads/2018/08/Handlungsempfehlung-_Cannabismedikation_v2_Stand-15.08.2018.pdf

https://medizinisches-cannabis-frankfurt.de/wissenschaftliche-studien/forschungsstand/

https://www.aerzteblatt.de/archiv/239101/Verschreibung-von-Cannabisarzneimitteln-an-Selbstzahlende

https://www.aerzteblatt.de/archiv/127598/Das-therapeutische-Potenzial-von-Cannabis-und-Cannabinoiden

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26103030/

https://sgcm-sscm.ch/

https://praxis-suchtmedizin.ch/index.php/de/cannabis/strassenverkehr-cannabis

YouTube

https://www.youtube.com/watch?v=57u0n1jbV1Q

Ein Bericht in der deutschen Sendung Galileo, die neben den Nebenwirkungen auch das Profitstreben mit Medizinalcannabis diskutiert.

Roediger - 11:52:38 @ News zu Drogen


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