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2024-12-09

Verkehrssicherheit für Senioren: Erkenntnisse aus der SENIORLIFE-Studie

1. Einleitung

Die demografische Entwicklung und die zunehmende Mobilität älterer Menschen stellen besondere Anforderungen an die Verkehrssicherheit. Trotz eines vergleichsweise niedrigen Anteils an Unfällen mit Personenschaden sind ältere Menschen ab 65 Jahren aufgrund ihrer höheren Verletzbarkeit besonderer Aufmerksamkeit zu widmen. 

Erkenntnisse aus der SENIORLIFE-Studie der Bundesanstalt für Strassenwesen (BASt), die in Deutschland erhoben wurde, bieten wertvolle Hinweise für die Entwicklung wirksamer Verkehrssicherheitsmassnahmen.

2. Statistik und Risikobewertung

Die SENIORLIFE-Studie zeigt auf, dass der Anteil der ab 65-Jährigen an der Gesamtgruppe der im Strassenverkehr Verunglückten bei nur 12,6 Prozent liegt, während ihr Bevölkerungsanteil 21,1 Prozent beträgt. Dies deutet auf eine Unterrepräsentation in der Unfallstatistik hin. 

Dennoch machen sie mit 28,3 Prozent einen überproportional hohen Anteil an den bei Verkehrsunfällen getöteten Pkw-Insassen aus. Diese Diskrepanz erfordert eine gezielte Ansprache, um ältere Fahrer für spezifische Gefahren im Strassenverkehr zu sensibilisieren.

3. Untersuchung und Methode

Die Erkenntnisse der SENIORLIFE-Studie basieren auf einer Repräsentativbefragung von 2′066 Personen ab 55 Jahren. Erfasst wurden Aspekte wie Lebensstil, Lebenslage, Sicherheitsbedarf, Sicherheitsengagement, verkehrssicherheitsrelevante Erwartungen und Mediennutzung. 

Ziel war es, differenzierte Lebensstilgruppen zu identifizieren, die als Grundlage für die Entwicklung von Verkehrssicherheitsmassnahmen dienen können.

4. Ergebnisse der Clusteranalyse

Durch eine Clusteranalyse konnten sechs Lebensstilgruppen von Senioren identifiziert werden. Besonders gefährdet sind der „antisoziale Typ“ und der „Anregungen suchende Typ“, deren Unfallbeteiligung bei etwa 12 beziehungsweise 14 Prozent liegt. 

Diese beiden Gruppen zeichnen sich durch eine relativ günstige Lebenslage und ausreichende finanzielle Ressourcen aus, was die Unfallbeteiligung erhöhen kann. Sie sind sowohl über klassische Medien als auch über moderne Kommunikationsmittel wie Smartphones gut erreichbar.

5. Bedeutung psychologischer Faktoren

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass psychologische Faktoren einen erheblichen Einfluss auf das Entscheidungs- und Fahrverhalten ausüben. So zeigt sich bei den gefährdetsten Gruppen ein geringes Interesse an Verkehrssicherheit und Eigenengagement

Mit zunehmendem Alter werden Kompensationsmechanismen wie reduzierte Fahraktivitäten und vermehrte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel deutlich erkennbar.

6. Folgerungen für die Verkehrssicherheitsarbeit

Aus Sicht der Verkehrsmedizin Thurgau - Verkehrsmedizinisches Zentrum  unterstreicht diese Studie, dass das Risiko, bei einem Verkehrsunfall verletzt oder getötet zu werden, nicht für alle älteren Autofahrer gleich hoch ist. 

Besonders gefährdet sind Senioren, deren Lebensstil durch hohe Aktivität, den Wunsch nach Abwechslung und ausreichende finanzielle Ressourcen geprägt ist. Diese Gruppe zeichnet sich durch eine grössere Fahrleistung und ein stärkeres Risikoverhalten aus. Die Studienergebnisse finden sich in einer Reihe von verkehrsmedizinischen Abklärungen der Stufe 4, die die Verkehrsmedizin Thurgau - Verkehrsmedizinisches Zentrum im Rahmen der verkehrsmedizinischen Gutachten Stufe 4 erfasst hat.

Daher sollten Verkehrssicherheitsmassnahmen nicht nur alters- oder krankheitsbedingte Leistungseinbussen berücksichtigen, sondern auch die für die gefährdeten Gruppen charakteristischen Merkmale einbeziehen. Massgeschneiderte Kommunikationsstrategien und ein besseres Verständnis der psychologischen Faktoren können dazu beitragen, die Verkehrssicherheit für ältere Menschen nachhaltig zu verbessern.

7. Fazit

Die Ergebnisse der SENIORLIFE-Studie liefern wertvolle Erkenntnisse für die Verkehrssicherheit von Senioren. Durch eine gezielte Ansprache und die Berücksichtigung lebensstiltypischer Merkmale kann das Unfallrisiko wirksam reduziert werden. 

Zukünftige Verkehrssicherheitsmassnahmen sollten daher differenziert und auf die spezifischen Bedürfnisse und Verhaltensweisen älterer Autofahrer ausgerichtet sein.

Referenzen

Website/wissenschaftliche Studien

https://www.bast.de/DE/Publikationen/Foko/2019-2018/2018-17.html

https://www.bast.de/DE/Publikationen/Berichte/unterreihe-m/2018/m285.html;jsessionid=CA02233DABF0E4EE4CC005A61B79E159.live11294?nn=1836812

https://www.verkehrsmedizin.org/Blog/index.php/;focus=HSTPTP_com_cm4all_wdn_Flatpress_9459456&path=?x=entry:entry240613-151236#C_HSTPTP_com_cm4all_wdn_Flatpress_9459456__-anchor

YouTube

https://www.youtube.com/watch?v=0-0PGcf7N-Y

https://www.youtube.com/watch?v=FllkZ5VOt4U

Zwei schöne Videos auf YouTube, die sich mit der Mobilität im Alter und der Fahrfähigkeit beschäftigen. Ersterer wurde von der Unfallforschung der Versicherer hochgeladen. Der zweite Beitrag war auf dem Fernsehkanal ARTE zu sehen.

Roediger - 13:23:07 @ Fahrtauglichkeit und altersbezogene Veränderungen


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